Der historische Weg durch das Höllental auf die Zugspitze

Die erste Besteigung der Zugspitze erfolgte am 27. August 1820 über das Reintal, das damals den lokalen Bergführern den einfachsten und ungefährlichsten Anstieg auf den exponierten Gipfel versprach und bis heute als der leichteste, wenn auch längste Weg auf Deutschlands höchsten Berg gilt. Dabei nutzte der bayerische Vermessungsoffizier Lieutenant Josef Naus (1793-1871) die guten Ortskenntnisse seines Partenkirchner Bergführers Johann Georg Tauschl. Der Messgehilfe Maier schließlich komplettierte die Dreiergruppe, die den Westgipfel am 27. August 1820 um 11:45 Uhr erreichte und nach insgesamt 23 Stunden zu ihrem Ausgangspunkt an der Hirtenunterkunft bei der heutigen Reintalangerhütte zurückkehrte.

Sowohl für die damalige Zeit als auch heute noch überraschend, dass auch der wesentlich schwierigere Weg durch das Höllental auf die Zugspitze schon 56 Jahre später, nämlich am 26. September 1876 von Franz Tillmetz, Franz Johannes und den Führern Johann und Joseph Dengg aus Partenkirchen erstbegangen wurde. Der Weg der Erstbegeher im Höllental verlief damals jedoch auf einer komplett anderen Route als der heutige Weg durch die Höllentalklamm und über das sogenannte „Brett“. Deren Erschließung erfolgte erst in den Jahren 1902 bis 1905, weshalb man anfangs noch direkt aus dem Tal und über mehr als 3000 Höhenmeter aufsteigen musste. Der lange und anspruchsvolle Weg ins Höllental führte zunächst über die Rinderscharte (2080 m) oberhalb des Osterfelderkopfs (2033 m), querte dann das Mattheisenkar sowie das Mitterkar unterhalb des Jubiläumsgrates, bevor das Höllentalkar und der Höllentalferner erreicht wurden und der finale Anstieg über die steile und felsige Ostflanke auf den Gipfel erfolgen konnte.

Mit der Erschließung der Höllentalklamm und des „Bretts“ geriet dieser lange und technisch schwierige Anstieg jedoch schnell in Vergessenheit und auch die einheimischen Bergführer aus Grainau und Garmisch-Partenkirchen gingen in der Folge lieber den direkteren, abwechslungsreicheren und nicht zuletzt sichereren Weg über die Höllentalklamm und die Angerhütte.

Für das VIVALPIN Bergführerteam um die beiden Bergschulleiter Wolfgang Pohl und Christof Schellhammer sowie die staatlich geprüfte Bergführerin Julia von der Linden und ihre Kollegen Sebastian Buchwieser und Stefan Schachtl Grund genug, den historischen Weg im Jubiläumsjahr wieder zu rekonstruieren und quasi neu zu entdecken. Und weil ein historischer Weg geradezu nach einer historischen Besteigung schreit, hat sich das Bergführerteam durch die Bank in alte Klamotten der Bergführer und Kunden geworfen und die Route so nachempfunden, wie sie einst von unseren Vorfahren gegangen wurde. Ein historisches Erlebnis der besonderen Art und eine Erfahrung, die uns alle zusammen auch knapp 150 Jahre später in Ehrfurcht vor der Leistung unserer Ahnen versetzt!