Hochtouren – Maßnahmen für den Bergsommer 2022

Folgende Infos und Tipps stammen aus dem Newsletter des Österreichischem Kuratorium für Alpine Sicherheit vom 13.07.2022.

Aktuelle Unterschiede

Die geringe winterliche Schneedecke und die sich drastisch verändernden Begebenheiten in vergletscherten Bereichen veranlassen das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) bereits im Frühsommer auf die Hochtourenthematik einzugehen. Alexander Radlherr von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigt, dass Schneebrücken auf Gletschern in dieser Saison nur schwach oder gar nicht vorhanden sind und dies zu einer erhöhten Spaltensturzgefahr führt. Die Gletscher des Alpenraums sind zum Teil schon in der frühen Hochtourensaison aper, auch stellt früh schneefreies Blockgelände ein zusätzliches Unfallpotential dar. Gletscherbäche haben bereits im Frühsommer ein Abflussverhalten wie im Hochsommer (normalerweise bietet die Schneeauflage einen verzögerten Abfluss bzw. dient als Puffer/Speicher). Dies kann beim Zustieg oder beim Begehen von Gletschern fatale Folgen haben. „Vorsicht ist geboten und eine gute Tourenvorbereitung sowie ein Umdenken werden erforderlich“, erklärt Peter Paal, Präsident ÖKAS. 

Was gilt es zu beachten?

Mögliche Gründe für Unfälle auf einer kombinierten Tour/Hochtour sind: 

  • Mangelnde oder nachlassende Konzentration, Unachtsamkeit, allgemeine Unwissenheit
  • Ermüdung der Muskulatur (Energieeinbruch)
  • Einfädeln oder Verhaken der Steigeisen in losen Bändern, Hose u.a. (Konzentration, ungewohnte Fortbewegungstechnik mit Steigeisen, …)
  • Dehydrierung (nimmt mit der Länge der Tour zu, Resultat sind Schwindel, Kopfweh, Unwohlsein, Wanken sowie abnehmende Konzentration)
  • Fehlende Trittsicherheit (v.a. in steilem oder exponiertem Gelände wie Graten und Schrofengelände)
  • Unsicherheit bei Begehung von vereistem oder schneebedecktem Felsgelände
  • Seilfrei unterwegs (Konsequenz/Strategie: Gehen am kurzen oder langen Seil oder Sicherung von Fixpunkten)
  • Mangelnde Ausrüstung
  • Frisch ausgeapertes Gletschervorfeld (schuttbedeckter Gletscherschliff)
  • Strahlenschutz (Haut, Augen)
  • Keine aktuellen Informationen (alte Kartengrundlage bei der Planung, Gletscherstände, Übergänge… z.T. sind Touren oder Routen nicht mehr begehbar)
  • Intensive Niederschlagsereignisse und allgemein sehr trockener Boden

Prävention, Tipps, Vorbereitung

  • Seilsicherung
  • Überlegung/Strategie zur richtigen Seilhandhabung
  • Üben und Festigen der Kenntnisse mit Steigeisen (und diese auch mitnehmen!)
  • Rettungstechniken sowie Verhalten im Notfall üben (Spaltenbergung, Rutschversuche im Schnee – am besten durch professionelles Coaching)
  • Gezielte Vorbereitung vorab (Kraft- und Ausdauertraining)
  • Akklimatisierung (Vorbereitungstour, genügend Zeit nehmen)
  • Optimale Trinkwasserversorgung im Vorfeld und auf Tour
  • Die Wahl zuverlässiger Informationsquellen (Wetterdienste, Niederschlagsradar etc.)
  • Kompetente Begleitung bzw. Inanspruchnahme einer professionellen Führung (ideal für Einsteiger, aber auch für Profis zur Auffrischung)
  • Angebote für Aus- und Fortbildung der alpinen Vereine nützen
  • Den Zeitpunkt der Tour in Abhängigkeit zu den Bedingungen festlegen
  • Flexibel bleiben durch Umkehr oder Plan B