Kopftörlgrat – der beliebteste Grat* im Wilden Kaiser

Der Kopftörlgrat in seiner ganzen Pracht. Die Kletterei beginnt knapp außerhalb des rechten Bildrandes.

Bereits 1900 kletterte Georg Leuchs allein über den spektakulären Grat auf die Ellmauer Halt (2344m). Mit Ehrfurcht denkt man heute an den Erstbegeher, wie er vor über 100 Jahren über die 6 Türme mit Passagen im unteren IV.Grad kraxelte. (Georg Leuchs sollte im Übrigen nach seiner Sturm- und Drangzeit ein wichtiger Funktionär des Deutschen Alpenvereins in München werden.)

Hoch oben am Grat, gut 500 Höhenmeter tiefer erkennt man rechts unten die Gruttenhütte

Heute ist der Kopftörlgrat eine typische Bergführer-Tour. Mit einem Profi am scharfen Ende des Seils schafft man die leichten und sonst Zeit fressenden Passagen in Windeseile und auch die steilen, nicht unbedingt plaisirmäßig abgesicherten Schlüsselpassagen gelingen im Nachstieg mit Spaß und Freude.

Kurz unterm Gipfel der Ellmauer Halt – im Hintergrund erkennt man die Totenkirchl Westwand, Schauplatz weiterer alpinhistorischer Großtaten.

Egal ob man auf der herrlich gelegenen Gruttenhütte übernachtet oder als Tagestour vom Parkplatz an der Wochenbrenner-Alm startet, der Kopftörlgrat ist eine tagesfüllende Aktion. Allein für den Grat ab dem Einstieg auf dem bereits 2058m hohen Kopftörl sollte man mindestens 4h veranschlagen, dazu kommt dann noch ein exponierter Klettersteig-Abstieg mit zahlreichen Schotter- und leichten Kletterpassagen.

Aber das ist wohl der Preis für den „beliebtesten Grat“ * im Wilden Kaiser!

* Zitat bergsteigen.com bei der Tourenbeschreibung des Kopftörlgrates

Enge Kletterschuhe sind für den Kopftörlgrat eher ungeeignet – ein guter Zustiegsschuh ist meistens die bessere Wahl für die Mischung aus leichtem Schrofengelände und leichter Kletterei bis zum III. und kurz unterm Gipfel im IV. Grad.

Steckbrief Kopftörlgrat

Schwierigkeit: Meistens II, einige längere Passagen III, eine kurze Stelle direkt unterm Gipfel IV-. Ein aussagekräftiges Topo findest Du unter www.bergsteigen.com.

Ausrüstung: 50m Einfachseil, einige Exen, Schlingen und Cams. Klettersteigsets für den Abstieg empfehlenswert. Es stecken einige Bohrhaken, teilweise ist die Route auch an unübersichtlichen Stellen mit roten Punkten und Pfeilen markiert.

Zeitbedarf für eine eingespielte Seilschaft: min. 4h ab Kopftörl. Selbstredens sollte man nur bei gutem Wetter und wenn man den Schwierigkeiten absolut gewachsen ist, einsteigen. Es git zwar von einigen Stellen „Notabstiege“, die dürften aber in vielen Fällen nicht schneller sein…

Zustieg: Von der Wochenbrunner Alm beschildert in 2 ½ h auf oben steilem und ausgesetztem, teilweise versicherten Steig ins Kopftörl.

Abstieg: Über den Gamsjägersteig (B/C, einige leichte Kletterstellen) in ca. 1 ½h zur Gruttenhütte, von da nochmals 1h zur Wochenbrunner Alm.

Am Beginn des Grates warten einige Gehpassagen im leichten aber ausgesetzten Gelände.