Quer durch die Dolomiten

Vorfreude auf die Abfahrt vom Passo Mulaz

Die Dolomiten gelten als eine der ursprünglichsten und schönsten Gebirgsgruppen der Alpen. Ihr Reichtum an Kontrasten, der von den großzügigen Kulturflächen der Almen bis zu den schroffen Felswänden der Drei Zinnen und der Eiskuppe der Marmolada reicht, macht sie zu einer einzigartigen und unverwechselbaren Naturlandschaft. Die Dolomiten sind atemberaubend, sie ziehen nicht nur Bergsteiger, Kletterer und Skifahrer in ihren Bann.

Gipfelpanorama der Cima della Vezzana, 3192m

„Eigentlich“ erscheinen die kühnen Gipfel nicht besonders geeignet zum Skifahren, wenn man genauer hinsieht, dann entdeckt man aber doch zig Möglichkeiten, wie man auf teils versteckten Wegen und Routen zum höchsten Punkt und über fantastische Hänge wieder ins Tal gelangt. So lassen sich drei der höchsten Dolomitengipfel und zwar der höchste Gipfel der Pala, die Cima della Vezzana, 3192m, der höchste Gipfel der gesamten Dolomiten, die Marmolata, 3342m und der höchste Gipfel der Sella-Gruppe, der Piz Boe, 3152m in 4 Tagen miteinander verbinden. Und das beste: die Anstiege sind nicht einmal besonders lang, sie erfordern jedoch den routinierten Skibergsteiger, der auch den Umgang mit Steigeisen und Eispickel beherrscht.

Immer steiler hinauf zum Passo Travignolo

Startet man vom Rolle-Paß, wird man von dem wuchtigen Berg-Panorama der Pala-Gipfel schier erdrückt. So mächtig stehen Cimone della Pala, Cima della Vezzana und Cima del val Grande vor einem. Dass es zwischen den beiden ersteren einen Durchschlupf gibt, mag man kaum glauben. Tatsächlich ist der Passo Travignolo über einen 200 Meter langen und bis zu 45° steilen Firnhang relativ „einfach“ zu haben. Hat man die Steilstufe dann erst einmal hinter sich, öffnen sich wieder weite Hänge hinauf Richtung Gipfel. Auch wenn man die letzten Meter zum Gipfel nochmals zu Fuß gehen muss, das Gesamterlebnis dieser Skitour auf die Cima della Vezzana ist kaum zu toppen. Wer noch genügend Körner hat, der überquert noch am selben Tag den Passo del Mulaz, um von dort weit hinunter nach Falcade zu schwingen. Für den Weiterweg heißt wie auch an den folgenden Tagen „Dolomiti Superski“ das Zauberwort. Ohne Aufstiegsanstrengungen, dafür auf perfekten Pisten geht’s zuerst über den Col Margherita, dann nach weiteren Liftfahrten über den Passo San Pelegrino und schlussendlich nach einer letzten Off Piste Abfahrt zum (First Class) Rifugio Fuciade. 

Nach einer langen Tagesetappe am Rifugio Fucade

Ab hier gibt es wieder verschiedenen Möglichkeiten, nach Malga Ciapella am Fuße der Marmolada zu gelangen. Die notwendigen Aufstiege zu den Übergängen sind relativ kurz, die folgenden Abfahrten spektakulär aber nie einfach. Immer wieder fordern Steilstufen oder enge Passagen im absturzgefährdeten Gelände den sicheren und souveränen Skifahrer. 

Blick von der Marmolada-Abfahrt zum nächsten Ziel, dem Piz Boe in der Sella

Bei Malga Ciapella heißt es dann tief durchatmen und rein ins Getümmel der Marmolada Seilbahn. Eine Art Kulturschock nach der Traumabfahrt – aber an der Bergstation der Marmolada verlassen wir das emsige Gewusel auf der Piste und schwingen über die riesige Nordflanke hinab zum Fedaia See. Der „Transfer“ zum Piz Boe erfolgt via Arabba oder Canazei mittels Skiliften bis zum Piz Pordoi. Von hier ist der Höhenunterschied gering, nur wenige Hundert Höhenmeter. Wir gehen die letzten Meter zum Gipfel des Piz Boe zu Fuß. Egal, von welcher Seite man den Sellastock betrachtet, er wirkt massiv, schwindelerregend steil und zum Skifahren gänzlich ungeeignet. Von oben, vom Gipfel des Piz Boe betrachtet, zeigen sich aber viele Kare und verborgene Täler, die eine wilde Abfahrt versprechen. Das bekannteste ist das Mittagstal, es gibt aber auch noch das nicht minder schöne Val Lasties, das Val Setus und noch viele, viele weitere.

Mutterseelenallein im Powder Richtung Falcade