Heimat der Gämse – Der Monte Baldo über dem Gardasee

Wer sich in den Bergen bewegt – sei es im Sommer beim Bergsteigen oder im Winter auf Tourenski – kommt früher oder später mit ihr in Kontakt: der Gams, einem der beeindruckendsten Wildtiere unserer Alpenregion. Doch wusstest Du, dass es einen Ort gibt, an dem sich nicht nur die Gams besonders wohlfühlt, sondern wo auch Flora und Fauna in einer ungewöhnlichen Vielfalt zusammentreffen? Die Rede ist vom Monte Baldo in Norditalien – einem echten Geheimtipp für Naturfreunde. 2.000 Meter über dem Gardasee erheben sich die Gipfel des Monte Baldo, aufgereiht wie an einer Perlenkette.

Die Gams – Meisterin der Berge

Die Gams (Rupicapra rupicapra), auch Gämse genannt, gehört zur Familie der Ziegenartigen. Sie ist perfekt an das Leben im steilen, hochalpinen Gelände angepasst:

  • Ihre Hufe haben eine harte Kante außen und ein weiches Polster innen – damit kann sie auf kleinster Fläche stehen.
  • Sie springt bis zu 3 Meter weit und 2 Meter hoch – mühelos und elegant.
  • Dank ihres dichten Fells trotzt sie Wind, Schnee und Kälte in bis zu 3.000 m Höhe.
  • Erwachsene Tiere werden zwischen 30 und 60 Kilo schwer.
  • Gämse kommen nicht nur in den Alpenregionen vor, sondern auch in Mittelgebirgen, wie dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alp

Im Sommer hält sich die Gams oft oberhalb der Waldgrenze oder in schattigeren Regionen auf, im Winter zieht sie sich in windgeschützte, sonnige Lagen zurück – ein echtes Vorbild an Resilienz und Anpassungsfähigkeit.

Monte Baldo – Der „Garten Europas“

Der Monte Baldo, gelegen zwischen dem Gardasee und dem Etschtal, ist ein Höhenrücken, der auf über 2.200 m ansteigt. Doch was ihn besonders macht, ist seine außergewöhnliche Artenvielfalt:

  • Mehr als 2.000 Pflanzenarten, darunter viele endemische (nur dort vorkommende), machen ihn zu einem botanischen Schatz mit besonderem Stellenwert in Europa.
  • Aufgrund seiner geografischen Lage treffen hier mediterrane, alpine und kontinentale Lebensräume aufeinander – dies ist selten in Europa.
  • Schon seit dem 16. Jahrhundert wurde er von Botanikern als „Hortus Europae“ – Garten Europas – bezeichnet.
  • Der Monte Baldo ist früh unter Schutz gestellt worden und touristisch nur wenig erschlossen.
  • Die Cima Valdritta ist mit 2.218 Metern der höchste Gipfel des Monte Baldo Massivs.

Warum ist das so? Das Monte Baldo Massiv erhebt sich zwischen zwei eiszeitlichen Gletscherabflüssen und bildete während der letzten Eiszeit einen Nunataq – einen natürlich eisfreien Bereich – auf dem sich ein einzigartiges Ökosystem entwickeln und bis zum heutigen Tag halten konnte. In der Sprache der Inuit bedeutet Nunataq übrigens „einsamer Berg“.

Gams am Monte Baldo

Warum sich die Gams hier so wohlfühlt

Der Monte Baldo bietet der Gams ideale Bedingungen:

  • Vielfältiges Gelände: Felsige Grate, alpine Matten und steile Hänge – genau ihr Revier.
  • Kaum Störungen: Trotz Tourismus bleibt viel Raum, in dem sich Wildtiere zurückziehen können.
  • Ganzjähriges Nahrungsangebot: Durch das milde Klima finden Gämse selbst im Winter noch zugängliche Weideflächen.

Mit etwas Glück kannst du beim Wandern oder auf einer Skitour auf dem Monte Baldo eine Gamsherde beobachten – in sicherer Entfernung, versteht sich.

Ein Ort der Gegensätze – und der Harmonie

Was den Monte Baldo so besonders macht, ist nicht nur seine Flora und Fauna. Es ist auch das Erlebnis:

  • Vom mediterranen Flair des Gardasees steigst du innerhalb weniger Stunden in eine hochalpine Welt.
  • In der Luft mischt sich der Duft von Kräutern mit kühlen Alpenwinden.
  • Der Blick reicht von den Dolomiten bis zur Po-Ebene – und manchmal sogar bis zur Adria.

Vivalpin-Tipp: Mit Achtsamkeit unterwegs

Gerade in so sensiblen Ökosystemen wie dem Monte Baldo gilt:
1. Bleib immer auf den Wegen: Trampelpfade oder Abkürzungen zerstören die Vegetation.
2. Nutze ein Fernglas oder ein Teleobjektiv: Mache Beobachtungen oder Bilder ohne die Tiere zu stören.
3. Vermeide Störungen – vor allem im Winter: Gämse sind Fluchttiere und verbrauchen unnötig Energie.

Wer mit offenen Augen und Respekt unterwegs ist, wird belohnt – mit stillen Momenten, wilden Begegnungen und einem tiefen Gefühl der Verbundenheit mit der Natur. Manchmal lohnt es sich ruhig innezuhalten und die Tiere kommen am Monte Baldo näher als anderswo in den Alpen, denn sie sind die Präsenz von Menschen gewohnt und werden hier nicht so intensiv bejagt.

Fazit:
Die Gams ist mehr als ein Symbol für alpine Wildnis – sie ist ein Teil eines empfindlichen, faszinierenden Ökosystems direkt vor unserer Haustüre. Und der Monte Baldo zeigt eindrucksvoll und vielfältig unsere Bergwelt ist – ein schützenswerter Ort, der inspiriert.

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