Azurblau strahlt der Achensee inmitten der grandiosen Bergkulisse. Zu beiden Seiten erheben sich mächtige Bergflanken und lassen den größten See Tirols wie einen Fjord in Norwegen erscheinen. Die beliebte Urlaubsregion rund um den Achensee hat einiges zu bieten. Das merkt man auch noch im Herbst, selbst wenn keine Ferienzeit mehr ist. Wen wundert es auch, denn neben Badestränden, Schiffsausflügen oder ausgedehnten Radltouren lassen sich auch spektakuläre Bergtouren rund um den See unternehmen.
Der Bärenkopf und das Rofangebirge sind jeweils einfach mit der Seilbahn zu erreichen. Aber uns zieht es heute in Richtung Seebergspitze. Gute 1.100 Höhenmeter warten auf uns bei strahlenden Sonnenschein bis der Gipfel der 2.085 Meter hohen Seebergspitze erreicht ist. Die massive Ostflanke fällt steil und direkt in den 133 Meter tiefen Achensee hinab und bildet mit der Seekarspitze eine wilde Szenerie hoch über dem See. Zunächst steigen wir durch ursprüngliche Buchenwälder hinauf, bis der Wald langsam lichter wird und erste Ausblicke auf das Tal freigibt. Der Bergrücken wird in der Folge immer schmäler und die scharfkantigen Strukturen des Gipfelaufbaus der Seebergspitze lassen die Tour schnell alpiner werden. In den breiten Karen einige hundert Meter unter uns tummeln sich Steinböcke auf der Suche nach ruhigen Sonnenplätzen, um den Tag zu verbringen. Die Tiere kommen zwar im gesamten Karwendel vor, sind aber jedes Mal wieder ein besonderer Anblick und eine echte Erfolgsgeschichte des Artenschutzes. Der Bestand entwickelt sich im gesamten Alpenraum sehr positiv, aber auch im Bayerisch-Tiroler Grenzgebiet scheinen sich die Tiere pudelwohl zu fühlen. Die Bestände haben sich in den vergangenen 15 Jahren fast verdoppelt.
Der Grat steilt immer weiter auf als der Gipfel bereits in Sichtweite gelangt und nach 2,5 Stunden im gemächlichen Wandertempo mit ein paar Fotopausen ist der Gipfel endlich erreicht. Das Herbstlicht taucht die umliegenden Berge in farbenfrohe Landschaften immer begleitet durch den tiefblauen Achensee zu unseren Füßen. Oben am Gipfelkreuz herrscht buntes Treiben und zugleich eine himmlische Ruhe. Nach einer kurzen Pause treten wir wieder den Rückweg an.
Erste Gedanken schweifen bereits in die bevorstehenden Wintermonate und die unzähligen Skitourenmöglichkeiten, die das Karwendel auf über 800 Quadratkilometer zu bieten hat. Aber die 15 Grad auf über 2.000 Metern animieren uns dann doch noch dazu eine Runde im See abzukühlen. Der Weg hinunter über den Grat ist ein echtes Spektakel. Manche Aspiranten üben sich noch in der Trittsicherheit und bemerken gar nicht, wie ein junger Steinadler seine Kreise in der Thermik unmittelbar über dem Grat zieht. Was für ein grandioser Anblick bei fast kitschigen Bedingungen. Das Glück ist eben doch in den Bergen zuhause denken wir uns und lassen die steilen Steige hinunter zum See etwas sportlicher angehen. Nach guten 4 Stunden kühlen wir uns ein letztes Mal in diesem Sommer im Achensee ab und lassen die vielen Eindrücke auf uns wirken. Manchmal liegen die Höhepunkte in den Details und vor allem – gleich hinter der Haustüre. Wir kommen wieder, aber dann auf Ski.