Mont Blanc, September 1993

Der Plan war kühn: Mit der ersten Bahn auf die Aiguille du Midi, dann möglichst schnell auf den Mont Blanc und mit dem Gleitschirm wieder zurück nach Chamonix. Es wäre nicht der erste Gipfel gewesen, von dem wir die Gleitschirme wieder heruntergetragen hätten. So warteten wir mehrere Tage, bis die Verhältnisse perfekt schienen: Ein stabiles Hoch hatte sich über den Alpen aufgebaut. Die Meteorologen erwarteten einen windstillen Tag.

Am Tag X lief dann alles wie am Schnürchen. Die Bedingungen im Aufstieg waren perfekt, bereits um 13 Uhr waren wir startklar am Gipfel. 

Über den wilden Gletscherbrüchen oberhalb von Grandes Mulets

Durch den Verzicht auf überflüssige Ausrüstung waren die Rucksäcke auch nicht allzu schwer: Gut 6 Kilo hatte jeder zu tragen. Davon ging das meiste Gewicht auf Kosten des Gleitschirms mit Gurtzeug (4kg), dazu kam noch eine Gore Jacke, die Fotoausrüstung und etwas zu Essen und zu Trinken. Klettergurt, Seil, Eispickel und Steigeisen waren „am Mann“ und belasteten das Rucksackgewicht nicht zusätzlich.

Die verwendeten Gleitschirme (Ailes de K Flyair) hatten eine respektable Gleitzahl von 1:6 und waren sehr leicht auch bei schwierigen Bedingungen zu starten. Der Flug war fantastisch und jede Anstrengung wert: Nach dem Start glitten wir in knapp 50 Meter Höhe über den Bosses-Grat, wo noch zahlreiche Bergsteiger im Aufstieg waren. Wir beneideten sie nicht, überflogen mit viel Höhe die Vallot-Hütte, danach ging’s im Formationsflug über die furchterregenden Gletscherbrüche der Mont Blanc N-Flanke und in einer weiten Schleife zurück zur Aiguille du Gouter. Ohne jegliche Thermik und in absolut ruhiger Luft genossen wir jeden unserer Sightseeing Turns bis zur Landung. 40 Minuten dauerte dieser Traumflug. Die Erinnerung bleibt ein Leben lang.