Blue Moon – „eine Piazverschneidung der Sonderklasse, die zu den schönsten Kalkverschneidungen in den Ostalpen zählt“ schreibt bergsteigen.com, wo du auch ein (wie immer) detailgenaues Topo findest.

Vor dem Lohn des ungetrübten Klettergenusses steht der Schweiß des Zustieges. 1.000 Höhenmeter sind kein Pappenstiel. Die kannst du zwar per (E-) Bike um 200 verkürzen, aber das macht den Kohl auch nicht fett.

Eventuell empfiehlt sich am Wasserfall auf gut der Hälfte der Strecke ein Rucksackdepot – hier treffen Zustieg und Abstieg aufeinander. Der Einstieg zu Blue Moon ist passenderweise mit einem Blauen Mond markiert. Im weiteren Verlauf kannst du die Route kaum verfehlen, die Kletterei ist mit Bohrhaken gut markiert, auch wenn diese in den leichteren Seillängen eher weit gesetzt sind. Nach einem vermeintlich gemütlichen Start im gar nicht so banalen Dreier-Gelände folgt in der dritten Seillänge gleich die erste „Schlüsselstelle“. Da kannst du dann aufatmen, denn die mit VI+ bewertete Passage ist bestens abgesichert und gut griffig, bei den folgenden Wasserrillen heißt es dann Augen zu und durch, denn so richtig bequem stehst du da nirgends. Ein Grasband noch und du erreichst die „Piazverschneidung der Sonderklasse“. Als Entree gibts weite Hakenabstände im griffigen, festen Fels, dann Piazen, Klemmen und Spreizen, was das Zeug hält. Nach 45 Metern verschafft dir ein mehr oder weniger bequemer Stand die notwendige Verschnaufpause, dann gehts im selben Rhythmus weiter. Kurz vor dem Ausstieg darfst du dich nochmals richtig strecken, dann liegt die „schönste Kalkverschneidung der Ostalpen“ hinter dir. Optisch und linientechnisch stimmen wir dem voll und ganz zu – klettertechnisch gibt es eindeutig elegantere (und auch leichtere) Passagen in diesem Schwierigkeitsgrad.


Wer glaubt, das wars jetzt, der täuscht sich – die bekannte Verschneidung markiert nämlich nur knapp die Hälfte dieser 400 Meter Wand. Zum Verschnaufen taugt das folgende Schrofenband nur bedingt. Denn es folgen nochmals 6 teilweise brüchige und steile Seillängen. Die gut gesetzten Bohrhaken beruhigen die Psyche, aber Bombenfels geht anderes. Aus diesen Gedanken wird dich die 10. Seillänge herausreißen. Über einen plattigen Pfeiler weisen dich die zahlreichen Bohrhaken den Weg. Chapeau an die Erstbesteiger, denn von unten ist nicht abzusehen, wie logisch und genussreich sich diese senkrechte Pfeilerseillänge auflöst. Du wirst es kaum glauben, aber die Griffe und Tritte sind immer genau an der richtigen Stelle und richtig gut. Dass es so nicht weitergehen kann, ist absehbar, aber nach weiteren drei Seillängen erreichst du die Gipfelfläche der Kopfkraxen und den markierten 1.300 Höhenmeter Abstiegsweg.

Info Blue Moon Kopfkraxen
Ausgangspunkt: Jägerwirt, Scheffau, gebührenpflichtiger Parkplatz
Zustieg: auf markiertem Wanderweg Richtung Treffauer, auf ca. 1800 Meter Höhe links auf schmalem Steig durch die Latschen und über Geröll zum Einstieg.
Kletterei: Gut mit Bohrhaken abgesichert, Friends evtl. für leichtere Seillängen empfehlenswert, Gutes Topo auf www.bergsteigen.com. Die Piazverschneidung ist die absolute Schlüssselstelle der Route.
Abstieg: vom Ausstieg auf markiertem Wanderweg sehr steil zurück zum Ausgangspunkt (1.300 Höhenmeter). Am Wasserfall kann ein Rucksackdepot eingerichtet werden.

