Wolfgang Pohl

Bergführer seit 1984!

Wolfgang Pohl im Oktober 2021

Wie bist Du zum Bergsteigen gekommen?

Wolfgang Pohl: Wenn man in Garmisch-Partenkirchen geboren und aufgewachsen ist, sind die Berge einfach ein wichtiger Teil des Lebens. Ob beim Bergwandern mit den Eltern oder beim Klettern und Skifahren mit Freunden, die Berge haben schon in meiner Kindheit und Jugend immer eine große Anziehungskraft auf mich ausgeübt. 

Du warst aber schon während der Schulzeit „als Profi“ unterwegs?

Wolfgang Pohl: Ja, ich hatte den wohl anstrengendsten, aber zugleich schönsten Ferienjob, den man sich vorstellen kann. Während der Sommerferien hab ich bei einer heimischen Wegebaufirma gearbeitet, die unter anderem die Klettersteigpassagen am Jubiläumsgrat gebaut und den Klettersteig zwischen der Randkluft am Höllentalferner und dem Zugspitzgipfel neu angelegt und versichert hat. Wir waren damals vier Wochen am Stück beschäftigt, die Eisenklammern an Ort und Stelle zu transportieren, die Verankerungen zu bohren und schließlich die Eisenklammern und -stifte zu setzen sowie die Stahlseile einzuziehen. Eine unglaubliche Schinderei, aber äußerst nachhaltig, denn die Versicherungen sind bis auf wenige Passagen auch heute noch erhalten.

Was hat Dich dann motiviert Bergführer zu werden?

Wolfgang Pohl: Anfangs waren die heimischen Berge nur der größte Abenteuerspielplatz, den sich ein Kind erträumen konnte, aber schon als Jugendlicher ist daraus der starke Wunsch entstanden, dass ich mit und in den Bergen einmal mein Leben und meinen Beruf gestalten wollte. Zusammen mit meinen damaligen Kletterkameraden bin ich dann zum frühestmöglichen Zeitpunkt, also mit 18 Jahren in die Bergführerausbildung eingestiegen.

Hast Du denn niemals daran gedacht einen normalen Beruf zu ergreifen?

Mit Stefan Glowacz und Stefan Schachtl 1983 im Verdon

Wolfgang Pohl: Nein, denn schon unmittelbar nach meinem Abitur und parallel zur Bergführerausbildung habe ich zunächst mit einem Studium der Sportwissenschaften an der TU München begonnen, weil ich mir so in der Kombination mit der Ausbildung zum staatlich geprüften Bergführer und auch zum staatlich geprüften Skilehrer optimale Berufschancen ausgerechnet habe. Anfangs war diese Absicht noch wenig konkret, aber schon unmittelbar nach dem Abschluss des Studiums und drei Jahren freiberuflicher Bergführer- und Skilehrertätigkeit haben sich dann tolle Optionen ergeben, die mich zunächst zum Deutschen Alpenverein in München geführt haben, wo ich eine feste Stelle als Leiter des Ausbildungsreferats angetreten habe. 

Und wie bist Du dann zu der Zusammenarbeit mit Christof Schellhammer bzw. als gleichberechtigter Gesellschafter zu VIVALPIN gekommen?

Wolfgang Pohl: Obwohl die Zeit beim Alpenverein sehr interessant und spannend war, hat mir die freiberufliche und praktische Tätigkeit zum Beispiel als Ausbilder und Prüfer in der Bergführer- und Skilehrerausbildung wesentlich mehr zugesagt. In der Konsequenz bin ich schon nach fünf Jahren beim DAV wieder ausgestiegen und hab erstmal mein eigenes Ding gemacht. Christof habe ich schon in der Bergführerausbildung kennen und schätzen gelernt und unsere gemeinsame Tätigkeit bei den Bergführerlehrgängen sowie die intensiven Gespräche, wie wir als hauptberufliche Bergführer und Skilehrer eventuell ein eigenes Unternehmen mit Perspektive aufbauen könnten, haben uns dann Mitte der 90er Jahre zum Entschluss geführt, aus unserer alpinen Kompetenz mehr zu machen. Und so haben wir aus der von Christof gegründeten Bergsteigerschule Bodensee mit der VIVALPIN Berg- und Skischule sowie der VIVALPIN Eventagentur ein zukunftsfähiges und erfolgreiches Unternehmen entwickelt.

Gehen wir aber noch ein paar Jahre zurück, denn in Deiner alpinen Karriere finden sich ja ein paar ganz besondere Highlights, an welche denkst du besonders gerne zurück?

1995 am Nuptse East Südpfeiler

Wolfgang Pohl: Neben unzähligen Berg-, Kletter- und Skitouren im heimischen Wettersteingebirge, in den Dolomiten und in den Zentral- und Westalpen waren dies sicherlich die berühmt-berüchtigten Kletterrouten am Heiligkreuzkofel in den frühen 80er Jahren, die Expedition zum Nuptse mit einem Versuch über die „Scott Route“ in der Nordwand 1982, einige alpine Sportklettertouren mit Stefan Glowacz wie zum Beispiel der „Schweizerweg“ an der Nordwand der Westlichen Zinne, aber auch die Expeditionen zur Erstbesteigung des Nuptse East über den Südpfeiler oder zum Mount McKinley in Alaska. Bei den beiden letztgenannten Expeditionen jeweils als Expeditionsleiter von hochkarätig besetzten Teams mit Robert Jasper, Jörn Heller, Jürgen Krieger, Philipp Jaerschky, Christian Schlesener oder Christoph Kruis. Last but not least war ein absolutes Highlight aber auch eine Skiexpedition als Bergführer mit zwei Privatgästen auf die 8000er Shishapangma und Cho Oyu im Jahr 2014.

Wolfgang Pohl in der Pfanzeltführe am Höllentorkopf

Du bist aber auch schon mit den Huberbuam unterwegs gewesen?

Wolfgang Pohl: Ja, ich hatte das Vergnügen mit Thomas Huber ganz am Anfang seiner Karriere mal beim Sportklettern in Arco. Thomas war da noch ein unbeschriebenes Blatt, aber sein unglaubliches Talent hat uns schon damals schwer beeindruckt. Mit seinem jüngeren Bruder Alex dagegen konnte ich im Rahmen des Eislehrgangs bei seiner Bergführerausbildung 1991 die „Jackson Route“ an der Droites Nordwand im Mont Blanc Massiv klettern.