Es gibt wenige Gipfel in den Alpen, die dermaßen herausstechen wie der Monviso. Du siehst ihn von fast allen Viertausendern und vielen anderen Gipfeln der Alpen, wie er sich als steile Pyramide von den umliegenden Gipfeln abhebt. Dabei scheint er tausende Meter (genau genommen sind es mehr als 3.500) über den Nebel der Po-Ebene zu schweben. Mit einer Gipfelhöhe von 3.841m zählt er nicht zu den hohen Gipfeln Italiens, da muss er sich weit hinter Mont Blanc, Monte Rosa und Gran Paradiso einreihen – aber zweifelsohne zu den formschönsten und auffälligsten, denn von allen Seiten erscheint er als gleichmäßige ideale Berggestalt.

Sein Gipfel wurde zum ersten Mal am 30.08.1861 von William Mathews und Frederik Jacomb mit den Bergführern Jean Baptiste und Michel Croz bestiegen, eben diesem Michel Croz, der als einer der besten Bergführer seiner Zeit galt. Vier Jahre nach dem Monviso war er einer der Erstbesteiger des Matterhorns und stürzte im Abstieg mit dreien seiner Kunden tödlich ab. Aber es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten mit dem Matterhorn: Beide Normalwege sind lang und führen in leichter Kletterei durch riesige unüberschaubare Flanken bis zum Gipfel.


Ausgangspunkt für eine Besteigung ist die herrlich gelegenen Quintino Sella Hütte auf 2.640 Metern Höhe. Von hier startest du in aller Früh, denn die Route ist lang und kräftezehrend. Zunächst gilt es, auf einem anregenden Klettersteig den Passo delle Sagnette (2.989m) zu überschreiten. Nach einem kurzen Abstieg vom Col folgst du den anfangs roten, dann gelben Markierungen durch Geröll und Moränengelände bis zum Bivacco Andreotti. Im Frühsommer triffst du hier auf nicht zu unterschätzende Schneefelder und brauchst Steigeisen. Oberhalb des Biwaks steigst du in die riesige, von Couloirs und Felspfeilern durchfurchten Südwand.

Dank der häufigen gelben Markierungen kannst du die Route in dem komplexen Gelände kaum verfehlen. Der Fels ist griffig und fest und meistens brauchst du deine Hände mehr zum Stützen als zum Halten. Einige, wenige Passagen erfordern den III. Grad, das tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch, denn Felsköpfl und vereinzelte Bohrhaken bieten gute Sicherungsmöglichkeiten.


Falls du das Glück hast, bei schönem Wetter das Gipfelkreuz zu erreichen, dann erwartet dich eines der besten Alpenpanoramen. Denn genauso wie der Monviso von den meisten hohen Alpengipfeln zu sehen ist, so gilt dies selbstverständlich auch umgekehrt vom Monviso aus.
Tourinfo:
Monviso, 3.841m
Stützpunkt: Rifugio Quintino Sella, 2.640m, 3h vom gebührenpflichtigen Parkplatz Plan del Re (€ 10,- pro Auto und Tag)
Normalweg (Südwand): ca. 5h Aufstieg und 3h Abstieg, leichte Kletterei mit wenigen Passagen bis zum III. Schwierigkeitsgrad, meist Gehgelände