Spigolo Velo an der Cima della Madonna

Im Mittelteil der Route – auf dem Foto kann man den fantastischen Fels nur erahnen.

Was für ein Name – und was für eine Klettertour. Immerhin wird die „Schleierkante“ als beste Klettertour der Kalkalpen gehandelt. Bereits 1920 von den Herren Langes und Merlet zum ersten Mal geklettert sind Linie und Felsqualität auch heute noch up to date. Besonders die beiden Pfeilerseillängen im IV. Schwierigkeitsgrad dürften einzigartgig sein und übertreffen selbst die Delagokante an den Vajolet-Türmen in Bezug auf Felsqualität und Ausgesetztheit.

Die zweite Schlüsselstelle, der berühmte Spreizschritt, wurde vom Erstbegeher Gunther Langes äußerst dramatisch beschrieben. Auch heute noch ist dieser Spreizschritt spektakulär, aber gut abzusichern und herrlich zu klettern.

Die Pala ist ein wilder Gebirgszug und kaum einer ihrer Gipfel ist einfach zu erreichen. Die Felsqualität gehört indes zum besten, was die Alpen zu bieten haben. Trotzdem sind die meisten Anstiege fordernd, denn die Absicherung ist klassisch, d.h. bohrhakenfrei und nach modernen Maßstäben nicht immer zuverlässig. Dies tut der Kletterei keinen Abbruch, da man mit Schlingen und Friends die Routen oft gut absichern kann. Allerdings könnte dies dann auf Kosten der Kletterzeit gehen, denn die angegebenen Zeiten sind nur zu schaffen, wenn man zügig unterwegs ist und auch mal den ein oder anderen Runout „riskiert“.

Kurz unterm Gipfel. Immer im Blick: der Schatten der Cima della Madonna.

Daß eine Tour am Gipfel nicht zu Ende ist, das trifft bei der Cima della Madonna besonders zu. Der Abstieg ist zwar markiert und die Abseilstellen sind alle gebohrt, trotzdem dauert es, bis das Seil für die zahlreichen Geh- bzw. Abkletterpassagen bis zum III. Grad jeweils wieder verstaut und dann auch gleich wieder einsatzbereit ist.

Alles in allem ist der Spigolo Velo an der Cima della Madonna eine fantastische tagesfüllende Unternehmung.

Der messerscharfe Spigolo Velo an der Cima della Madonna im Aufstieg zum Rif. Velo, das rechts auf dem Absatz liegt. Die Route verläuft direkt über die Licht-Schaten-Grenze am Pfeiler.

Steckbrief Cima della Madonna (2752m) Spigolo Velo:

Erstbegehung: am 20.06.1920 Dr. Gunther Langes und Dr. Erwin Merlet

Höhe: ca. 400m, 12 Seillängen, 4-5 h, außerdem ca. 2 h Abstieg mit Abseilen, gehen und klettern

Einstieg: vom Rifugio Velo in ca. 30 Minuten

Schwierigkeit: 2 Stellen V+, Rest deutlich leichter

Stützpunkt: Rfugio Velo, ca. 2,5 h vom Parkplatz

Topo und Beschreibung: Top of Dolomites von Ivo Rabanser