VIVALPIN Classics – Guglia di Brenta

Einer der kühnsten (und schwierigsten) Alpengipfel liegt, wie könnte es anders sein, in den Dolomiten. Genauer gesagt in den Brenta Dolomiten. Die Guglia di Brenta oder der Campanile Basso, wie er von den Einheimischen genannt wird, sticht sogar inmitten der senkrechten und wesentlich höheren Felsburgen Cima d’Ambiez, Crozzon di Brenta oder Cima Tosa deutlich heraus.

Die senkrechte Fehrmann-Verschneidung an der Guglia di Brenta

Es gibt keine leichte Seite, jede seiner Wände ist senkrecht und der leichteste Anstieg verlangt den soliden V.Grad. Die Erstbesteigung erfolgte nach zähem Ringen am 18. August 1899 durch Otto Ampferer und Karl Berger, die die „Schwachstellen“ des Berges gnadenlos ausnutzten und mit der Südostwand beginnend die Nordflanke auf dem erschreckend ausgesetzten „Stradone Provincale“ querten, um dann von Westen den Gipfel zu erreichen.

Im Mittelteil der Fehrmann-Verschneidung – im Hintergrund die Cima Tosa

Keine 10 Jahre später kletterten Rudolf Fehrmann und Olieber Perry-Smith am 27.August 1908 durch die lotrechte Südwestwand. Die Route heißt heute „Fehrmann-Verschneidung“, obwohl Rudolf Fehrmann keine der Seillängen vorgestiegen ist. Am 28. Juli 1991 kletterte Paul Preuß free solo direkt vom Stradone Provinciale zu Gipfel. Auch heute zählen diese drei Anstiege zu den großen Dolomiten-Klassikern. Keine Route an der Guglia ist einfach, und von den niedrigen Schwierigkeitsgraden sollte man sich nicht beirren lassen: Wer im V. oder besser im VI. Grad im senkrechten Dolomitenfels nicht souverän unterwegs ist, sollte sich für diese Kletterabenteuer besser einem Bergführer anvertrauen.

Die letze Seillänge der Fehrmann-Verschneidung im IV. Schwierigkeitsgrad. Eine Passage für starke Nerven: gnadenlos ausgesetzt, die Füße auf schrägen Reibungstritten, die Hände auf runden, polierten Griffen.