Harakiri in der Eisenzeit

Oft ist der Fels erstaunlich gut, dazwischen gibt es aber auch immer wieder brüchige Passagen.

In den Sommern 2013 und 2014 erweckte Bergführer Michael Gebhardt die Nordflanke der Zugspitze aus ihrem Dornröschenschlaf. Die riesige Wand ist direkt von der Zugspitzseilbahn aus einsehbar und man fragt sich unweigerlich, warum diese offensichtliche Route nicht früher entdeckt und begangen wurde. Inzwischen (nach nicht einmal 10 Jahren) zählt die Eisenzeit zu den Klassikern an der Zugspitze. Chapeau Michael Gebhardt!

Im unteren Teil der Eisenzeit dominiert Gehgelände

Die Route ist offensichtlich. Bis zur Wandmitte folgt sie den Wegen und Steigen, die für den Bau der Zahnradbahn in den Fels gehauen wurden. Denn um rascher voranzukommen, wurde der Vortrieb des Tunnels von fünf verschiedenen Stellen aus begonnen, unter anderem auch von den Kavernen an der Eisenzeit-Route, wo es damals sogar Arbeiterunterkünfte und eine Kantine gab. Nach nur 2 Jahren Bauzeit wurde die Zahnradbahn schlussendlich am 8.Juli 1930 feierlich eröffnet.

Durch diese wilde Flanke führt die „Eisenzeit“ Links unten erkennt man die Stollenfenster, danach führt die Route rechts haltend über die Rampen bis zu der Schlucht rechts am Bild empor

Die Begeher der Eisenzeit bedienen sich heute noch der alten Versicherungen, der Stollen und Wegspuren. Dort, wo sie verfallen sind, erwarten dich Kletterstellen bis zum unteren IV.Schwierigkeitsgrad.

Die Harakiri-Leiter im unteren Wandteil. Vorsichtig belasten heißt die Devise, die Leiter hat weder TÜV noch erfüllt sie übliche Klettersteigstandards!

Nach dem letzten Stollenfenster auf ca. 2300  Metern Höhe hat Michael Gebhardt dann einen gangbaren, nicht zu schweren Weg durch die große Wand gefunden. Ausgesetztes Gehgelände und Kletterpassagen bis zu unteren IV. Grad wechseln sich dabei ab. Zur Absicherung der Nachsteiger finden sich immer wieder gut gesetzte Bohrhaken, die Route wurde ja von einem Bergführer für eine Begehung mit seinen Gästen und nicht zur Absicherung des Vorsteigers eingerichtet.

Kletterei im oberen Wandteil – die Tiefblicke zum Eibsee sind einzigartig

Die verschiedenen Topos wie unter bergsteigen.com sind zwar sehr exakt, trotzdem sind Verhauer  in der riesigen Wand immer möglich und man sollte umkehren, wenn die Haken im Topo partout nicht auftauchen wollen.

Geschafft: Am Ausstieg der Eisenzeit haben die beiden gut lachen. Aber es liegen noch ca. 1h Klettersteig vor ihnen.

Wenn man dann den „Finger“ auf 2680 Meter erreicht hat, dann darf man zu Recht Stolz sein auf die Begehung dieser einzigartigen Route.

Steckbrief Zugspitze Eisenzeit:

Erstbegeher: Michi Gebhardt und Freunde in den Jahren 2013 und 2014

Wandhöhe: ca. 1.200 Meter

Schwierigkeit: Viel Gehgelände, meist I und II, einige Passagen III und IV

Kletterzeit: ca. 5 h, zusätzlich ca. 2h ( 900 Hm) bis zum Einstieg und noch 1h (inkl. 2 x Abseilen) über den Höllentalklettersteig zum Gipfel